Wasser knapp, Öl knapp: Na und!
Recht haben die Öko-Unken mit ihren ewigen Warnrufen
Das Wasser für 1,8 Milliarden Menschen wird bis 2025 knapp, so die neue Umweltstudie der UNO. Das sind nur noch 18 Jahre, bis vielleicht ein knappes Drittel der Menschheit in wasserreichere Gegenden umziehen muss. Das Öl wird noch viel knapper, so eine Studie ebenfalls von dieser Woche. Das wird die unvorbereitete Weltwirtschaft in eine Krise stürzen, gegen die der Ölschock der 70er-Jahre nichts ist, weil damals das Schmiermittel der Ökonomie nach kurzer Zeit wieder floss. Und der Klimawandel ist sowieso schon ein alter Hut. All das ist weithin bekannt – interessiert aber kaum einen wirklich.
Die Wissenschaft hat zwar alles Nötige festgestellt auf diesen und anderen Gebieten. Es gibt sogar Leute wie Nobelpreisträger Al Gore oder Rockstar Bono, die sich der Themen annehmen und sie in den letzten Fernsehkanal pressen. Doch das hilft alles wenig. Denn es fehlt die letzte Komponente für das Handeln: die Politik. Mit wirksamen Gesetzen, internationalen Verträgen oder Forschungsförderung.
Der Privatmensch mag es ja eingesehen haben, dass die alten Öko-Unken doch richtig gelegen haben mit ihren ewigen Warnrufen. Aber deshalb ändert er noch lange nicht sein Verhalten. Manche wollen die Freunde beeindrucken mit dem dicken Schlitten und nicht daran denken, ob die Ölpeak-Kurve in zehn Jahren bedrohlich fällt. Und der Raubbau an der Natur macht die Profiteure jetzt sofort reicher. Ihre Enkel müssen sich dann eben einen Tiefbrunnen leisten, um noch an Wasser zu kommen. Die Politik schaut fast tatenlos zu. Weil sie sich kaufen lässt, weil sie keinen Mumm hat, weil die Erfahrung zeigt, dass Ökos keine Mehrheiten gewinnen.
Das ist nicht neu in der Politik, das ist Teil des Systems. Neu ist, dass noch die letzte Ausrede für das Nichthandeln wiederlegt ist und die Wählerinnen und Wähler das wissen. Es ist bitter, wenn die Bürger und die Volksvertreter diese Gelegenheit verstreichen lassen. Denn es gibt ausgearbeitete Konzepte, wie man die Probleme angehen kann. Die Branche der erneuerbaren Energien zeigt, dass sich ungeheuer viele Arbeitsplätze schaffen lassen. Je früher man anfängt, desto besser – und trotzdem keine Bewegung? Kaum zu glauben.
Autor: Reiner Metzger
Stellvertretender Chefredakteur der taz
Quelle: taz – mit freundlicher Genehmigung der taz – die tageszeitung